Im Rahmen des Pädagogik-LKs besuchten wir den katholischen Kindergarten Meinolf, um uns mit dem Kinderparlament auseinanderzusetzen. Unser Besuch begann in der Turnhalle, wo bereits die sechs Mitglieder des Kinderparlaments auf uns warteten. Dort wurde uns zunächst erklärt, wie die Kinder ins Kinderparlament gewählt werden. Jedes Kind, das mitmachen möchte, kann sich zur Wahl stellen. Insgesamt gibt es im Kindergarten 67 Kinder. Die Wahl erfolgt kindgerecht: In einem Wahlraum stehen Becher mit den Fotos der Kandidaten. Jedes Kind bekommt ein Steinchen und legt es in den Becher für das Kind, das es ins Kinderparlament wählen möchte. Am Ende werden die Stimmen ausgezählt, und die Kinder mit den meisten Steinchen werden Mitglieder des Kinderparlaments. Das Kinderparlament ist ein zentrales Element der Beteiligungskultur im katholischen Kindergarten Mainolf. Es dient dazu, die Kinder an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Verantwortung zu übernehmen und ihre Meinung einzubringen. Im Sinne der pädagogischen Konzeption wird Partizipation als Grundrecht jedes Kindes verstanden, unabhängig von Alter, Herkunft oder Entwicklungsstand. Kinder dürfen mitreden, mitbestimmen und mitgestalten. Dadurch erleben sie, dass ihre Stimme zählt und sie das Kindergartenleben aktiv beeinflussen können. Die Beteiligung erfolgt in verschiedenen Formen, Kinder können Themen vorschlagen, über Veränderungen im Alltag mitentscheiden, ihre Meinung äußern und Beschwerden einbringen. Besonders wichtig ist dabei, dass diese Prozesse altersgerecht gestaltet sind also spielerisch, anschaulich und nachvollziehbar. Durch das Kinderparlament wird demokratisches Denken eingeübt und das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt. Die Kinder des Kinderparlaments sind nach Räumen zuständig, nicht nach Gruppen. So gibt es zum Beispiel Verantwortliche für die Bücherei oder den Kreativraum. Jeder Parlamentarier hat an einem bestimmten Wochentag „Dienst“ und bearbeitet Anliegen, die in einem Beschwerdekasten im Flur gesammelt werden. Nach zwei Wochen werden die Themen gemeinsam besprochen, Lösungen gefunden und Verbesserungen umgesetzt. Laut dem pädagogischen Konzept hat das Kinderparlament vielfältige Aufgaben, die über reine Raumzuständigkeiten hinausgehen. Es vertritt die Interessen aller Kinder der Einrichtung und ist Bindeglied zwischen ihnen und den pädagogischen Fachkräften.
Zentrale Aufgaben sind
• das Aufgreifen und Weitergeben von Anliegen, Wünschen oder Beschwerden der Kinder,
•das Besprechen von Regeln und Veränderungen im Kindergartenalltag,
•das Mitentscheiden über gemeinsame Aktivitäten, Feste oder Raumgestaltung,
•das Formulieren von Verbesserungsvorschlägen,
•sowie das Vertreten der Kinderinteressen gegenüber dem Team und der Leitung.
Darüber hinaus lernen die Kinder im Parlament, Kompromisse zu schließen, Verantwortung zu übernehmen und die Perspektive anderer zu berücksichtigen. Das Kinderparlament fördert somit nicht nur demokratische Werte, sondern auch soziale Kompetenzen und Empathie. Im Anschluss durften wir den Kindergarten erkunden. Dabei sahen wir die verschiedenen Räume und konnten erkennen, wofür die Kinderparlamentarier zuständig sind. Besonders auffällig war, dass viele Einrichtungsgegenstände auf Kinderhöhe angebracht sind, sodass die Kinder selbstständig damit umgehen können. Zum Abschluss setzten wir uns noch einmal in der Turnhalle zusammen. Wir besprachen, welche Elemente des Kinderparlaments uns besonders aufgefallen waren, wie den Beschwerdekasten oder die kindgerechte Organisation des Alltags. Der Besuch zeigte, wie demokratische Prozesse bereits im Kindergarten umgesetzt werden und welche Verantwortung die Kinder im Kinderparlament übernehmen.
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